Ein Interview mit Janna M. von Jouni Haase, 12. Dezember 2020
Janna M. begeistert sich seit ihrer frühen Jugend für Konzerte und kleine Festivals. Wir sprechen darüber wie sie mit den abgesagten Veranstaltungen umgeht und wie eine mögliche Zukunft von Live-Events aussehen könnte.
Vor der Corona-Pandemie warst du eine fleißige Konzertgängerin. Wie oft im Jahr hast du an einem Konzert oder Festival teilgenommen?
Also ich würde sagen, so 4-6 Mal im Jahr war ich mindestens zu Gast auf einem Konzert oder Festival. Gerade in der Teenager-Zeit war es besonders schön, mit seinen Freunden unterwegs zu sein, alles um sich herum zu vergessen, ausgelassen zu feiern und bei den Konzerten mitzusingen. Man wurde einfach von der Stimmung mitgerissen und konnte den Moment genießen.
Dann war es sicherlich schwierig für dich, als plötzlich alle Live-Events abgesagt wurden, bzw. auf unbestimmte Zeit verschoben wurden? Was waren deine ersten Gedanken?
Ja, natürlich war es zuerst sehr schade. Ich hatte mir für Mitte März bereits eine Konzertkarte gekauft, das Konzert wurde dann aber als eines der ersten verschoben. Aus dem Grund, dass man zu dem Zeitpunkt noch gar nicht einschätzen konnte, was da wirklich auf uns zukommt, war ich erst mal etwas traurig. Das gesamte Privatleben wurde plötzlich radikal eingeschränkt und man wusste erst mal nicht so recht, wie man damit umgehen sollte. Dennoch denke ich, dass wir uns in einer Situation befunden haben bzw. befinden, in der die Eindämmung des Virus erste Priorität hat. Ganz klar war da zuerst ein Gefühl von Traurigkeit, das Verständnis überwog aber sehr schnell. Man möchte sich selbst und auch andere Personen ja keinem Risiko aussetzen, sondern schützen.
Im Bereich Messe und Ausstellungen gibt es aktuell viele alternative Eventformate. Wäre ein Konzert für dich hybrid vorstellbar, bzw. findest Du ein gestreamtes Konzert genauso ansprechend wie eines, das live stattfindet?
Nein, ich kann mir kaum vorstellen, dass ein gestreamtes Konzert mit einem live-Konzert vergleichbar bzw. durch dieses ersetzbar ist. Ich habe zwar ein paar Autokonzerte mitverfolgt, was auch recht interessant war, da ein wenig an die Stimmung der Live-Konzerte erinnert wurde, doch sind die beiden Eventformate für mich einfach nicht vergleichbar. Mir fehlt bei den alternativen Formaten das Gänsehautgefühl, die Nähe zu den Menschen um einen herum, der Bass, den man am gesamten Körper spürt und natürlich das ausgelassene Feiern mit Freunden. Eine Alternative stellen diese sicherlich dar, ich möchte aber keinesfalls in Zukunft komplett auf Events mit Live-Künstlern verzichten wollen.
Glaubst Du, dass sich die Menschen nach der Pandemie an digitale Events gewöhnen oder ist der Drang nach Live-Kommunikation zu groß, als dass alternative Eventformate eine Chance hätten?
Also in Bezug auf die Online-Lehre merkt man meiner Meinung nach schon, dass sich die Menschen sehr schnell an digitale Alternativen gewöhnen können. Gerade in der Generation der „digital natives“. Online-Plattformen sind in dem Bereich auch sicher eine gute Alternative, doch besonders bei Konzerten, wo die Stimmung im Vordergrund steht und es auch um die Stimmungsübertragung geht, man sich gegenseitig also puscht, stelle ich mir die Umsetzung ins Digitale extrem schwierig vor. Man sollte allerdings mal ein digitales Konzert besuchen und sich selbst ein Bild von den Vor- und Nachteilen machen. Ich persönlich würde den alternativen Formaten auf jeden Fall eine Chance geben, kann aber schlecht einschätzen, wie andere Personen dazu stehen. Mit Sicherheit ist das sehr individuell.